Experimentierwerkstatt 2024

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Freitag, 23. Februar - Mittwoch, 28. Februar 2024

Unter Primären Textiltechniken versteht man archaische Verfahren, die ohne komplizierte technische Hilfsmittel auskommen und für die man maximal einfache Werkzeuge benötigt, um teils komplexe textile Gefüge herzustellen. In den verschiedenen Kulturen der Erde hat sich im Laufe der Jahrtausende ein wunderbarer Reichtum an raffinierten Strukturen, Verfahren und Wissen um Materialien und Ressourcen entwickelt, der heute zum Teil an einem seidenen Faden hängt.
Im Zuge der Industrialisierung ging die Vielfalt textiler Techniken über weite Strecken verloren und manche der sogenannten „historischen Textiltechniken“, wie Sprang, Netzen, Occhi, Brettchen-weben oder auch diverse Flechttechniken sind heute oft nur mehr unter Textilexpert/innen, Korbflechter/innen, Ethnolog/innen oder Archäolog/innen bekannt. Sie bergen aber ein großes Potential in sich und geben Aufschluss über handwerkliche Fähigkeiten, sowie Denk- und Lebensweisen in unterschiedlichen Zeiten und Regionen der Welt.
Im Textilen Zentrum Haslach ist zurzeit die Sonderausstellung „beflügelt“ zu sehen. Dabei werden Objekte der deutschen Textildidaktikerin Marianne Flügel gezeigt, die ihr Leben lang reiste und verschiedenste textile Alltagsgegenstände wie Körbe, Gürtel oder Taschen sammelte, um ihre Machart zu analysieren und Hintergründe zu dokumentieren. Die Sammlung wurde dem Textilen Zentrum Haslach übergeben und steht hier nun für Lehr- und Forschungszwecke zur Verfügung.
Ziel der Experimentierwerkstatt ist es, Menschen zusammenzuführen, die sich vertiefend mit diesen Techniken beschäftigen und die Sammlung Flügel als Ressource für eigene Forschungen oder künstlerische Arbeiten im Austausch mit anderen nutzen wollen. Die Experimentierwerkstatt hat keinen klassischen Kurscharakter, sondern schafft einen offenen Raum für autonomes Arbeiten. Nach einer Einführung in die Sammlung und der Vorstellung der Arbeitsschwerpunkte der Teilnehmer/innen, steht das individuelle und kollaborative Durchdringen textiler Strukturen im Mittelpunkt.
Es geht nicht vorrangig um die Herstellung fertiger Gebrauchsprodukte, sondern um Grundlagenforschung zur Wesensart textiler Systeme. Als Ergebnis der Woche können Publikationsbeiträge, neue Kursformate, Kollaborationen oder andere Nutzungsformen der Sammlung angedacht werden, die es gemeinsam zu entwickeln gilt.

Teilnehmerkreis: alle, die am fachlichen Austausch interessiert sind und anhand einer Sammlung handwerklich-künstlerische Forschung betreiben möchten 
Voraussetzungen: fundierte Vorkenntnisse in Teilgebieten Primärer Textiltechniken, Neugier, Forschungsgeist und die Bereitschaft, das eigene Wissen mit anderen zu teilen
Teilnehmerzahl: max. 10 Personen
Bewerbung: Bei Interesse schicken Sie uns bitte bis 31. Dezember 2023 (Die Bewerbungsfrist wurde verlängert) eine kurze formlose Bewerbung mit Lebenslauf und einigen Informationen und Fotos zu Ihrer Arbeit im Bereich primärer textiler Techniken. Wir nehmen mit Ihnen Kontakt auf und geben Ihnen bis Anfang 2024 Bescheid, ob Sie an der Experimentierwerkstatt teilnehmen können.
Kurszeiten: individuell
Kursgebühr: Die Teilnahme ist kostenlos. Es fallen lediglich Materialkosten an. Für Übernachtungs- und Reisekosten müssen die Teilnehmer/innen selbst aufkommen.

Leitung : CHRISTINA LEITNER, Österreich
1976 geboren in Linz, Studium Textiles Gestalten und Psychologie/Philosophie in Salzburg und Linz, praktische und theoretische Beschäftigung mit Papiertextilien, Ausbildungslehrgang Museologie in Graz, seit 2007 für das Textile Zentrum Haslach tätig, Lehrtätigkeit im Bereich Weberei am Mozarteum Salzburg und an der Kunstuniversität Linz, seit 2020 im Vorstand des Europäischen Textilnetzwerks ETN.
Mehr Infos: www.textiles-zentrum-haslach.atwww.textile-kultur-haslach.atwww.etn-net.org